Brainwash
Brainwash

Medizinische Testreihe Brainwash

 

Und mit Beginn des Zeitalters der medizinischen Testreihen des Brainwashings wurde endlich das Ende der Tierversuche eingeleitet. Drei stramme Männer waren die ersten der auserwählten Kandidaten der neuartigen Testreihe, bei der nicht mehr auf Tiere zurückgegriffen wurde, sondern bei der die Medizin ausschließlich am Menschen forschte. Doch wie Sie gleich lesen werden, nahmen die Resultate der Versuche der neuen Forschungsmethode geradezu animalische Züge an. Vielleicht ist gerade darin der tiefere Sinn manch medizinischer Forschung zu sehen.

 

Den Testpersonen wurde nach dem Öffnen ihrer Kopfdecke, über eine Art Brause, wohldosiert, ein Gemisch aus französischem Brandy, Trinkschokolade und reiner Rindersuppe direkt auf das freigelegte Gehirn geträufelt. Ob nun mehr auf die linke oder auf die rechte Gehirnhälfte tröpfelte oder auch umgekehrt, die genaue Zielsetzung des Versuches war nicht sehr eindeutig festgelegt. Es war auch nicht nachvollziehbar, warum gerade Rindersuppe und nicht Hühnersuppe bzw. anstatt Brandy nicht bayrisches Starkbier oder anstatt Trinkschokolade nicht Pfefferminztee verwendet wurde. Aber dies sei nun einmal dahingestellt. Jedenfalls wurde genau dieses Gebräu verwendet und nach exakt 44 Minuten des Einträufelns die Resultate des Versuches erstmals erhoben. Es wurde festgestellt, dass sämtliche Versuchspersonen einen leicht angeheiterten Bewusstseinszustand zeigten, was wohl auf den Alkoholgehalt im Brandy zurückzuführen war. Interessanter war aber, dass die Versuchspersonen begannen tierische, tief brummende Laute von sich geben. Um diese animalisch gedeuteten Laute exakter einzugrenzen, wurde ein Zoologe hinzugezogen, der diese sofort als Brunftschreie des schwarz-gelb gefleckten kalabesischen Hochlandstieres identifizierte. Der Zoologe vermerkte zudem, dass die kalabesischen Rinderzüchter, ausschließlich zu den Brunftzeiten, in das Essen der Stiere in Alkohol getränkte Schokoladenbohnenblätter mischen. Denn diese Inhaltsstoffe rufen bei den Stieren ein besonders ausgeprägtes und langandauerndes Potenzverhalten hervor. Ein solch gedopter Stier kann durchaus an einem Tag, sie werden es nicht glauben, sage und schreibe, 464 Kühe beglücken. Da die Testreihe ebenfalls von einem Pharmakonzern begleitet wurde und dieser darin eine großartige Vertriebschance erkannte, ließ dieser umgehend ein Patent auf das Einträufelungsgemisch anmelden.

 

Nach diversen weiteren, eher kurzgehaltenen Testreihen, die verantwortlichen Financiers des Unternehmens sahen schon den großen Profit, wurde daraus das Potenzmittel Schokiagra entwickelt und unter tosendem Marketinggeschrei weltweit auf den Markt gebracht. Schokiagra zeigte jedoch eine ernstzunehmende Nebenwirkung, die nach der Einnahme durch einen Rinderzüchter in Nebalesien festgestellt wurde. Der Rinderzüchter berichtete, dass er unmittelbar nach Einnahme von Schokiagra begann, tiefe, innbrünstige animalische Brunftschreie hervorzustoßen. Was einerseits seiner Gemahlin sehr beeindruckte, dieses andererseits aber auch von der Kuh Rosa auf der angrenzenden Weide vernommen wurde und diese anlockte. Der Rinderzüchter gab sodann an, dass gerade während der Ausübung des Liebesaktes mit seiner Gemahlin die Kuh Rosa plötzlich durch das offene Fenster des Schlafzimmers gesprungen kam und mit innbrünstigstem Muhen die Brunftschreie des vermeintlichen Stieres zu erwidern versuchte. Diese Liebeskundgebung aber auch die des vermeintlichen Nebenbuhlers vernahm nun wiederum der Stier Ernst, der wutentbrannt und aufs Äußerste erregt ebenfalls mit einem wuchtigen Satz durch das Schlafzimmerfenster gesprungen kam. Dabei riss er den Fensterstock aus der Verankerung, dieser hängte wie ein zierlicher Bilderrahmen auf seinen Schultern und vertrieb schließlich den verdutzt gröhlenden Widersacher, den Rinderzüchter, mittels orkanartigen Schnaubens und heftigstem Stampfen des rechten Vorderbeines durch das soeben entstandene Loch in der Wand. Und unter dem infernalischen Schreckensgeschrei der Gemahlin des Rinderzüchters vollzog Stier Ernst den eifersuchtsgetriebenen Beischlaf mit Kuh Rosa.

 

Da bei diesem Akt nicht nur die Schlafzimmereinrichtung vollkommen zerstört wurde sondern sich der Rinderzüchter bei der Flucht aus dem Fenster auch das linke Bein brach und seine Gemahlin aufgrund der geistigen Stressreaktion seither jeglichen Wink auf zärtliche Annäherung striktest verweigert und solche möglichen Nebenwirkungen im Beipacktext des Potenzmittels nicht vermerkt waren, verklagte der Rinderzüchter die Pharmafirma auf eine astronomisch hohe Summe an Schadenersatz. Die Pharmafirma änderte sofort nach Klagseingang den Beipacktext und erweiterte den Punkt unerwünschte Nebenwirkungen. Darin heißt es nun, dass bei der Verwendung des Mittels Schokiagra auf die unmittelbare Umgebung des Vollzugsortes zu achten ist. Eine Verwendung des Mittels in der Nähe von Rindern ist nicht zu empfehlen. Der Pharmakonzern übernimmt für etwaige Schäden die durch irritierte Rinder hervorgerufen werden keine Haftung.

 

In einer weiteren Testreihe wurde anstatt Rindersuppe, klare Hühnersuppe verwendet. Dies entlockte jedoch bei den Testpersonen, nach Einnahme des Potenzmittels, hahnähnliches Gekrächze, was eine Schar lustbegierig gackernder Hühner aus der Nachbarschaft anlockte. Die Testreihe wurde sofort eingestellt und das Mittel Schokiagra vom Markt genommen.

 

 

 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diese Geschichte liegen beim Autor Anton Six.
All rights of this story belong to its author Anton Six.